Archiv für 17. Juli 2008

no camela – no have

Dank Donnerstag Nachmittag gibt es wieder was blogwürdiges zu berichten. Aber ohne Bilder. Ich hab die Kamera vergessen. „no camela – no have“. Aber dieser Blog ist auch kein Comic! Nix nur Bilder gucken! 😀

In meiner Bude funktionierte das Internet mal wieder nur vietnamesisch (Skype ja, Firefox & Outlook nein – warum habe ich trotz aller IT-Künste nicht herausfinden können).

Internet? no have!

Jedenfalls machte ich mich auf ins Büro, um dort einige Dinge zu regeln, und vor allem die Telefonrechnung der US-Kanzlei in die Höhe zu treiben. Zwar ist Skype auch ganz preiswert, aber in Vietnam ist alles ein bißchen langsamer. Und auch das Internet. Und dann ein gescheites Skype-Gespräch hinzukriegen ist eher schwierig.

So saßen wir also im Büro. Big Boss mit Referendar Nr. 3 nebst 2 Mandanten im Konferenzraum, Ref Nr. 2 und ich (ich bin „Dienstältester“, daher die anmaßende Nummerierung) im Großraumbüro, und der vietnamesische Anwalt und die Sekretärin taten auch ihre Arbeit. Die vietnamesische Anwältin ist aufgrund von Schwangerschaft zu hause. Und dann, plötzlich, Peng! Strom aus. Tutto kompletto. PCs, Bildschirme, Licht, AirCon… Allet fott!

Nunja, das kennt man ja schon aus Vietnam. Stromknappheit ist hier ein großes Thema, und wie ich bereits berichtet habe sitzt man in Hue teilweise mit Generatoren- oder Kerzengeruch in Restaurants rum, da der Strom mal wieder knapp wurde.

So tat der vietnamesische Anwalt das einzig Richtige. Mir vorzuschlagen, im Treppenhaus ein Nikotinpäuschen zu machen. Darf man dort zwar auch nicht, aber hey! Das ist Vietnam. Lustigerweise standen wir plötzlich auch im Treppenhaus vollständig im Dunkeln. Das Notlicht ging auch noch aus. Als wir zurück kamen war da das Gerücht im Raum, es würde im Gebäude nach Rauch riechen und man vermute ein Feuer. Mein Kollege und ich guckten uns kurz an, aber in einem komplett betoniertem Treppenhaus durch eine auf dem Boden ausgetretene Kippe ein Feuer zu entfachen – Neee. Selbst nicht bei vietnamesischen Beton!

Aus der Dunkelheit des Konferenzraums entfleuchten Big Boss, RefNr3 und die zwei Mandanten, die den ganzen Tag verhandelt hatten und 2 Sekunden vor dem Vertragsabschluss waren, dann doch heraus. In der Dunkelheit ist Vertragsabschluss schwierig (wobei der Eine schon unterschrieben hatte – sehr ärgerlich). Da kommt wirkliche Freude auf, so nach diversen Stunden der Verhandlung, diversen Entwürfen, etc etc. Schlimmer kann es fast nicht werden. Der neuseeländische Anwalt machte übrigens die ganze Zeit gelassen weiter. Die Coolness in Person.

Ref1,2,3 feixten sodann mit den Mandanten rum. „Jaja, da ist ein Feuer im Gebäude ausgebrochen“ – „Wo denn? Unter oder über uns?“ – „Keine Ahnung, aber es brennt irgendwo, soviel ist sicher!“ – „Und was machen wir jetzt?“ – „Vielleicht sollten wir einfach auf den 19ten Stock klettern. Dort hat es einen schönen Pool. Dort werfen wir uns rein und hoffen! Da verbrennen wir wenigstens nicht!“ – „Ich war ja mal….“ …gefolgt von einer Fehlalarmerfahrung des Mandanten Nr. 1 aus England. Nicht perfekt spannend erzählt, aber höflich lächeln hat man ja drauf.

Und plötzlich plärrte die Sekretärin, die zwar seit einiger Zeit Deutsch lernt, aber eigentlich mit ihren Deutschkenntnissen sehr spärlich umgeht, in perfekter Aussprache und perfekter, markdurchdringender Intonierung: FEUER!!!

Hui, da ging es ab. Kurz auf den Schreibtisch geguckt. PC herunterfahren erübrigte sich aufgrund des Stromausfalls, Geldbörse, Schlüssel, Handy, und raus! ALLE RAUS!!! Der letzte macht das Licht aus war auch nicht nötig…

13ter Stock.

Nicht beleuchtetes Treppenhaus.

Quieckende Vietnamesen.

Geruch von verbrannten Stromkabeln und Rauch.

Schlechte Sicht.

Bloß keine Panik.

Treppe für Treppe.

Ah, schon der 9te Stock.

Mandant Nr. 2 kriegt richtig Panik, gibt Gas und schubst sich so durch…

etc etc.

Unten angekommen versammelte sich die gesamte Belegschaft des Gebäudes, wie seinerzeit bei dem großen Beben in China. Herrlich. Lautes vietnamesisches Durcheinander. Big Boss guckte etwas panisch und zählte die Belegschaft durch (pflichtbewusst), und bekam Panik, da die schwangere Anwältin fehlte. Kurz auf den neuesten Stand gebracht, dass sie heute (den ganzen Tag schon) nicht da war, beruhigte er sich wieder.

Dann erneut Panik. Was ist mit dem Signing?? Hat jemand den Vertrag mitgebracht? Dann auf zu Hanoi Towers, das nächste Office Building, mit diversen Cafés etc.

Tja, großes Pech für RefNr3, schlug doch dann der neuseeländische Anwalt, genervt von dem vietnamese Style („there aint no fucking fire alarm in this fucking building, i mean this is the most expensive building in hanoi, and it´s totally bullshit, fucking building man!„) vor, ein Bia Hoi auf der Straße zu zischen. Lecker! Ein Glas kostet 6.000 Dong (etwa 22 Cent). Also gleich ein zweites hinterher bestellt. Nett, auf diesen Barbie-Plastikstühlchen (ca. 18cm hoch), auf der Straße sitzend, das „brennende“ Gebäude im Blick. Und selbst nach dem zweiten Bier war immer noch keine Feuerwehr da. Was für ein Land!

(Es geht ALLEN gut!)


Wetter & Uhrzeit in Hanoi:


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